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Wie wollen wir in Zukunft mobil sein?

Irgendwie hatten wir uns in den letzten Wochen Hoffnung gemacht, dass es für Ludwigsburg doch noch ein Umdenken in der Verkehrspolitik geben könnte. Die Aussagen im Rahmen des Dialogsommers am 14. September unter dem Motto „Wie wollen wir in Zukunft mobil sein?“ waren deutlich: „Umgehungsstraßen lösen unsere Verkehrsprobleme nicht. Die Stadtbahn in Ost-West-Richtung könnte eine spürbare Entlastung bringen. Förderungen des Fuß- und Radverkehrs können zur Verkehrsentlastung beitragen. Ein Ziel muss die Überwindung der Zäsur zwischen barocker Innenstadt und Schloss durch die B 27 sein.“ Das gleiche Ergebnis brachte der „Runde Tisch Mobilität“ bei der drei Tage dauernden Zukunftswerkstatt vom 23. – 25. September.

Der Leitsatz:
In Ludwigsburg werden alle Verkehrsmittel miteinander vernetzt und die Verkehrsströme umwelt- und sozialverträglich gelenkt.

Die Kommentare der Teilnehmenden:
Infrastrukturen für Güter- und Individualverkehre sind für den Wirtschaftsstandort zu erhalten.
Kinder sollen wieder alleine die Kita und Schule erreichen können.
PKW-Verkehr nicht erdulden, sondern vernetzen, d.h. gestalten (ÖV, Rad)
Verkehrsverlagerungs- und Verkehrsvermeidungsszenarien ernsthaft verfolgen
Mut zu klaren Prioritäten habe
Mehr Lebensraum für Fußgänger (Grundmobilität) einfach mehr „zulassen“ (abbiegen, Gegenverkehr, Zebrastreifen)
Alternativen zum MIV (motorisierter Individualverkehr) stärken.

Strategische Ziele:
Das Radwegenetz ist in Ost-West- und Nord-Süd-Richtung ergänzt und schließt alle Stadtteile an ein leistungsfähiges Netz an.
Eine Stadtbahnverbindung in Ost-West-Richtung ist auf Machbarkeit und Finanzierung geprüft
Die Zäsuren durch die B 27 zwischen Schloss und Innenstadt sind minimiert. Die Schlossstraße ist autofrei. Kreuzungsprobleme sind gelöst. Die Übergänge zum Favoritepark und zum Schloss sind verkehrsfrei gestaltet.

Doch dann kam die Verkehrsklausur für den Gemeinderat und alles war wieder beim Alten:
Drei Stunden wurde (zum wiederholten Male) über alle möglichen und unmöglichen Umgehungsstraßen diskutiert (Ostring, Südring, Westrandstraße, Favoritetunnel mit Nordumgehung und Untertunnelung Frankfurter Straße und Schlossstrasse). Die Äußerung von Roland Schweiß (CDU) „Wir brauchen den Mut für den großen Wurf“ kann ich natürlich unterstützen, aber während ich damit den Einstieg ins Stadtbahnsystem meine, meint er die Umgehungsstraßen. Alles werden wir aber nicht finanzieren können und wäre auch verkehrspolitischer Unsinn.

Nach der Mittagspause wurden Pläne für die Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt vorgestellt. Verkehrsfreie Zonen vom Bahnhofsvorplatz bis zum Schloss sollten diese Achse, die schon heute von mehr FußgängerInnenn, RadfahrerInnen und BusnutzerInnen genutzt wird wie von Personen im PKW, durch die entsprechende Platzzuteilung (natürlich mit Unterbrechungen durch Schiller- und Wilhelmstraße) endlich auch für dieses Klientel attraktiver machen. Mal abgesehen davon, dass der Vorsitzende der größten Fraktion diese Vorschläge verschlafen hat, mussten wir enttäuscht zur Kenntnis nehmen, dass sich fast alle Diskussionsbeiträge über die weitere Einschränkung des Autoverkehrs, die mit der Einrichtung von Einbahnstraßen einhergeht, beklagt haben.

Die Vorschläge der Verkehrsplaner zu einem Einstieg in die Stadtbahn mit der Linie von Markgröningen bis Oßweil wurden wohlwollend z. Ktn. genommen und Zustimmung für die weitere Planung signalisiert. An eine Realisierung indes scheint die Mehrheit – wg. der Kosten - noch nicht zu glauben.

Beim Radwegenetz will man sich vorerst auf die Verbesserung der technischen Ausstattung (Fahrradabstellplätze, Bordsteinabsenkung, bessere Ausschilderung usw.) konzentrieren. Neue Radwege, wie z.B. an der Marbacher oder Heilbronner Straße dringend benötigt, wurden nicht diskutiert, „weil sie eh nicht morgen umsetzbar sind“. Seltsam: bei den Straßenplanungen war das kein Hindernis. Auch auf das Thema „Fahrradstraßen“ (z.B. Friedrich-Ebert-Straße oder Seestraße), die ohne bauliche Maßnahmen sofort umsetzbar wären, wollte man sich nicht einlassen.

Das Fußwegenetz kam dann gar nicht mehr zum Zug, weil die Zeit um war und die Mehrheit dagegen war, das jetzt auch noch zu thematisieren.

Was wohl die TeilnehmerInnen der Zukunftswerkstatt, die nicht nur einen sonnigen Samstag sondern ein ganzes Wochenende geopfert haben, um sich für eine andere Verkehrspolitik stark zu machen, von dieser Ignoranz des Gemeinderats halten?

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