Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren,
das erste Quartal neigt sich dem Ende zu, noch zwei Wochen bis zu den Osterferien und der bei den Haushaltsplanberatungen versprochene Bericht der Stadtverwaltung zum Gesamtverkehrsplan – Verkehrsentlastung Eglosheim – er kommt. Erfreulicherweise berichten Sie sehr aktuell, bedauerlicherweise ohne Mitteilungsvorlage. Allerdings sind die wesentlichen Inhalte auch schon länger bekannt (z.B. Bericht der LKZ vom 13.07.2007), Sie nehmen also die Gelegenheit wahr, wieder einmal Werbung in Sachen „bahnparalleler Trasse“ zu machen. Noch bedauerlicher ist aber, dass der Bericht mehr als lückenhaft ist. Bei den Haushaltsplanberatungen hatten Sie einen Bericht im 1. Quartal sowohl zum CDU-Antrag 566/07 als auch zu den beiden Anträgen der grünen Fraktion 596/07 und 598/07 versprochen.
Sicherheitshalber möchte ich diese Anträge daher hier noch einmal in Erinnerung rufen. Mit dem Antrag 596/07 haben wir den Prüfantrag zur Weiterentwicklung der bestehenden B 27 gestellt. In der Arbeitsphase zum Stadtentwicklungskonzept und während der Anfänge des Gesamtentwicklungsplanes wurde von Prof. Kölz die Möglichkeit diskutiert, die B 27 als „stadtverträgliche“ Einfallstraße weiter zu entwickeln. Bei verschiedenen Stadtratsmitgliedern – gerade auch aus Eglosheim – deuteten sich Sympathien für eine derartige Lösung an. Im Verkehrsmodell weist diese Variante – nennen wir sie „Nullvariante“ – eine sehr gute Leistungsfähigkeit auf. Es stellt sich für uns die Frage, ob mit nur einem Bruchteil der für Neubauvarianten notwendigen finanziellen Mittel nicht auch erhebliche Verbesserungen im Vergleich zur heutigen Situation erreicht werden könnten. Insbesondere soll aus unserer Sicht geprüft werden, inwieweit der Bau von Lärmschutzwänden aus Glas oder als grüne Wand möglich ist, wie ein Aufkauf von Gebäuden entlang der B 27 erfolgen kann, um Lärmschutzmaßnahmen zu beeinflussen und mittel- bis langfristig eine Nutzungsänderung herbeizuführen und welche Maßnahmen zur Verminderung der Barrierewirkung der B 27 sinnvoll sind, z.B. ein teilweises „Tieferlegen“.
Im zweiten Antrag 598/07 geht es um die Folgekosten der von Ihnen favorisierten bahnparallelen Trasse. Wiederholt haben wir unsere Kritik an dieser Trasse geäußert. Sie beeinträchtigt das gerade für die Weststadt sehr wichtige Grün- und Naherholungsgebiet, von den Auswirkungen eines Anschlusses im Bereich des Mohrenköpfles ganz zu schweigen. Gleichzeitig unterstützen wir den moderaten Ausbau der A 81 und unterstreichen damit deren Funktion, den Verkehr zu bündeln. Die A 81 ist die eigentliche Westumfahrung von Ludwigsburg. Das Argument der geringeren Kosten für eine bahnparallele Trasse mag zwar für den städtischen Haushalt zutreffen, aber die Ludwigsburger Bürgerinnen und Bürger tragen als Steuerzahler auch den Bundeshaushalt mit – ich hoffe, es gibt keinen unter uns, der nach Liechtenstein „stiften gegangen“ ist. Um die Vor- und Nachteile der bahnparallelen Trasse objektiver abschätzen zu können, müssen aus unserer Sicht die Gesamtkosten auf den Tisch. Dazu gehören erstens die Kosten für den Rückbau und die Neugestaltung der Frankfurter Straße zwischen Mäurach-Querspange und der Einmündung in eine bahnparallele Trasse. Dazu gehören zweitens die Kosten für notwendige bauliche Maßnahmen, um Schleichverkehre durch Eglosheim zwischen der Reute und der Mäurach-Querspange zu verhindern. Und dazu gehört drittens der Rückbau der L 1138 mit Renaturierung und ökologischer Aufwertung sowie die Neugestaltung der Markgröninger Straße.
Wir erwarten von Ihnen, Herr Oberbürgermeister, dass Sie unser Informationsbedürfnis ernst nehmen – am besten gleich mit dem Auftrag zur Formulierung einer entsprechenden Mitteilungsvorlage, und wir denken, dass auch die Bevölkerung ein berechtigtes Interesse daran hat, über alle Facetten der Planungen informiert zu werden, wenn Sie dieses Projekt schon so offensiv voran treiben. Die Bürgerinformation, die im engen Zusammenhang mit dem geplanten Ausbau der Strombergstraße steht, ist hierfür sicher eine gute Gelegenheit.
Recht utopisch mutet der Vorschlag an, die Schlossstraße unter die Erde zu verlegen. Sicherlich würde die Innenstadt hiervon profitieren, denn die Stadtautobahn beeinträchtigt das Erscheinungsbild im Kern unserer Barockstadt. Und ich muss persönlich zugeben, dass bei meinem ersten Besuch in Ludwigsburg mir ein Tunnel an dieser Stelle sinnvoll erschien. Es ist also durchaus ein Traum für unsere Stadt vom Schloss zum Marktplatz zu gelangen, ohne den ohrenbetäubenden Lärm der B 27. Auf der anderen Seite würde ein Tunnelbauwerk den Autoverkehr noch attraktiver machen, da die Kreuzung zur Marbacher Straße entschärft würde. Mit enormen, kaum vorstellbaren Kosten ist das Projekt zudem verbunden. Die grüne Fraktion plädiert daher, andere Maßnahmen zu einer zukunftsfähigen Verkehrsgestaltung vorrangig zu verfolgen. Denn: Bei anderen Projekten des Gesamtverkehrsplanes ist das Engagement der Verwaltungsspitze – so unser Eindruck – weit weniger stark, um nicht zu sagen bisher kaum wahrnehmbar.
Im Masterplan Mobilität zum Stadtentwicklungskonzept – Vorlage 678/06 vom Dezember 2006 – wurden erste Ergebnisse der Machbarkeitsuntersuchung für eine Stadtbahn in Ludwigsburg bis zum Sommer 2007 angekündigt. Nachdem die Gutachter mehr Zeit benötigten, ist – wenn ich mich recht erinnere – ein Bericht noch für das 1. Quartal zugesagt worden. Wir wünschen uns auch bei diesem für Ludwigsburg wichtigen Projekt vollen Einsatz. Schließlich wurde die Stadtbahn von den Bürgerinnen und Bürgern in der Zukunftskonferenz ebenso gefordert. Im März 1910 beauftragte der Ludwigsburger Gemeinderat den Bau der ersten gleislosen Oberleitungsbahn Baden-Württembergs. 2010 wäre also das richtige Jahr, den Startschuss für die Stadtbahn zu geben.