Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Knecht,
sehr geehrte Dezernent*innen,
liebe Zuhörende,
haben wir in unserem Gemeinderat nichts Besseres zu diskutieren, als über das Gendern? Wir stehen in mitten von vielen Krisen. Diese Krisen können wir nur überwinden, indem wir gemeinsam einen Wandel in unserer Gesellschaft angehen. Für eine Gesellschaft in der alle Menschen die gleichen Rechte haben. Aber nein - CDU, Freie Wähler und FDP brechen mit ihren Anträgen eine Diskussion über das kleine Gender-Sternchen vom Zaun.
Dabei zeigt erstens dieser Antrag die inhaltliche Leere des politischen Konservatismus. Die CDU kämpft gegen Dinge, die in wenigen Jahren üblich sind.
Der im Antrag genannte „Rat für deutsche Rechtschreibung“ führt Genderzeichen mittlerweile als Sonderzeichen auf, sollten also toleriert werden. Sie sind aber nicht „Kernbestand der deutschen Orthografie“. Die Entwicklung sei noch nicht abgeschlossen, so der Rat.
Zum Zweiten zeigt dieser Antrag die inhaltliche Leere des politischen Liberalismus. Die Fraktionen, die mit „Freiheit“ werben, wollen wohl nur die Freiheit für sich selbst. Die Freiheit zu Gendern, wollen sie nicht. Auch fehlt hier der Einsatz der drei Fraktionen für die Freiheiten von Menschen, die sich keinem klassischen Geschlecht zu ordnen. Was ist mit den Freiheiten und Rechten weiterer LGBT QIA+ Vertreter*innen?
Diesen Menschen wollen wir mit Respekt begegnen. Ich vermisse diesen Respekt in den Anträgen der drei Fraktionen. Wir Grüne stehen für Menschen ein, egal welcher sexuellen Orientierung oder welchem Geschlecht beziehungsweise ob sie sich überhaupt einem Geschlecht angehörig fühlen. Wir wollen ihnen mit Respekt begegnen. Wir wollen ihre Lebensrealität auch in unsere Politik und in unsere Sprache einbinden.
Auch ist es der Hammer, wie die drei Anti-Gender-Fraktionen unsere Verwaltung bevormunden wollen. Diese möchten den Mitarbeitenden verbieten das Sternchen oder andere inklusive Sonderzeichen zu verwenden. Die heutige Hauruck-Tischvorlage von CDU, Freie Wähler, FDP unterstreicht das. Wir Grüne wollen nicht verbieten. Wir wollen eine inklusive, freie, bewusste und klare Sprache ermöglichen. Wir wollen, dass die Mitarbeitenden auch Menschen, die sich nicht als männlich oder weiblich zuordnen lassen, anschreiben dürfen. Das widerspricht sonst dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur geschlechtlichen Identität von 2017. Der Impuls für eine Gender-Regelung kam ja von den Mitarbeitenden der Verwaltung selbst.
Das Anliegen der Verwaltungsspitze war lediglich den Wildwuchs an möglichen Genderzeichen zu stoppen - also Ordnung reinzubringen. Das unterstützen wir Grüne. Daher befürworten wir auch die heutige Beschlussvorlage der Verwaltung und den Leitfaden zur diskriminierungs- und barrierefreien Sprache in ihrer jetzigen Form ohne Änderungen. Da steckt nämlich viel mehr drin als dieses auf das Sternchen reduzierte Thema - Sie haben es ausgeführt, Frau Selig, vielen Dank dafür.
Bezüglich des Genderns kommen der erste Antrag und der Leitfaden ohnehin zu einem ähnlichen Schluss. Es gibt vielfältige sprachliche Möglichkeiten ohne Sonderzeichen auszukommen. Wenn einem die Möglichkeiten ausgehen, ist es gut eine klare Empfehlung zu haben und kein Durcheinander. Daher ist das Gendersternchen eine gute Empfehlung, die auch wir gerne umsetzen.