Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Knecht,
lieber Herr Dahler, liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gäste,
der Gemeinderat stimmt heute über fünf Standorte zur Unterbringung von geflüchteten Menschen ab. Zwei sind Anschlussunterbringungen für die wir als Stadt zuständig sind. Weitere drei vermieten wir an den Landkreis, der für die Vorläufige Unterbringung zuständig ist.
Die Stadt hat sich breit auf die Suche nach geeigneten Standorten begeben. Wir können die kriteriengestützte Auswahl nachvollziehen. Vielen Dank an die Stadt für Ihre Erläuterungen im Vorfeld, vor zwei Wochen im Gemeinderat, bei der Informationsveranstaltung und heute wieder. Vielen Dank auch an Sie Herr Knecht, dass Sie die vielen Schreiben beantwortet haben und der Bevölkerung Rede und Antwort stehen. Sie haben die konstruktive Kritik z. B. aus Hoheneck aufgenommen und den Beschlussvorschlag dahingehend geändert. Das ist den Menschen wichtig, dass sie bei der Entscheidungsfindung mitgenommen werden.
Veränderungen können zu Verunsicherungen führen, vor allem, wenn diese vor der Haustür geschehen. Das ist ganz normal und völlig OK. Wir im Gemeinderat hören Ihre Fragen und Sorgen und nehmen diese ernst. Ich möchte mich bei denen bedanken, die in sachlicher Weise und respektvollen Ton ihre Anliegen vorgebracht haben. Leider hat uns von außerhalb Ludwigsburgs aber auch eine sehr hässliche, menschenverachtende Mail erreicht. Diese Art weisen wir zurück.
Wir Grüne sprechen mit den Menschen in den Stadtteilen, wir telefonieren bis in den Abend hinein und stehen bis kurz vor der Sitzung in Chats mit den Menschen im Austausch. Wir hören auch den Bürgerinnen und Bürgern zu, die bereits seit längerem neue Nachbarn in den Cubes und Containern haben. Auch dort hatte es anfangs noch Bedenken und Sorgen gegeben. Diese - leiseren - Stimmen berichten von unauffälligen Begegnungen auch in der Nähe von Grundschulen. Und von Menschen, die in den Höfen der Container tanzen und von Kindern, die miteinander spielen. Es wäre gut, wenn Menschen, die derzeit Bedenken haben mit den Menschen, die bereits echte Erfahrungen mit den Neuzugezogenen haben, in den Austausch treten können. Eine tolle Gelegenheit ist das Sommerfest in den Unterkünften der Mörikestraße auf Einladung von Stadt und AWO.
Auch die Expertinnen und Experten des ökumenischen AK Asyls haben sich zuletzt dankenswerterweise gemeldet. Sie haben Erfahrung in der Arbeit mit geflüchteten Menschen. Der AK Asyl unterstützt im Schreiben das Vorgehen der Stadt.
Die Arbeit mit den Geflüchteten ist äußerst wichtig. Danke an alle, die sich professionell wie die AWO für die Bedürfnisse der Geflüchteten einsetzen. Und vielen Dank an all diejenigen, die sich ehrenamtlich in Nachbarschaftsnetzwerken, Vereinen, Stadtteilgruppierungen oder aus den Kirchen heraus für die Menschen in den Unterkünften engagieren. Das wird auch für die heute beschlossenen Unterkünfte wichtig bleiben: Die Standorte wollen belebt werden und es sollen Begegnungen zwischen Menschen aus unterschiedlichen Ecken der Erde ermöglicht werden.
Sozialarbeit für Menschen mit Fluchterfahrung braucht es jetzt und in Zukunft. Denn es sind auch die Geflüchteten, die Sorgen und Unsicherheiten haben. Menschen mit Fluchterfahrung, verbunden mit Erlebnissen von Krieg, Hunger, Folter, Unterdrückung und wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit brauchen Unterstützung. Die Betreuung ist in Ludwigsburg gut aufgestellt. Aus meiner Sicht bräuchte es gerade was die Traumatabehandlung von geflüchteten Menschen angeht, mehr Engagement. Doch das wäre, wie auch verstärkte Security, keine Garantie dafür, dass es keine Einzelfälle gibt, die oft sehr im Fokus der Medien sind. Darüber müssen wir uns auch im Klaren sein.
Es ist in Ordnung, wenn Sie Herr Oberbürgermeister mit verstärkter Security bei den Unterkünften zu Beginn reagieren. Leider waren es zu oft in unserer jüngsten Geschichte wie auch heute die Geflüchteten, die geschützt werden müssen. Wenn wir als Stadtgemeinschaft von vornherein den Menschen ermöglichen Teil unserer Gesellschaft zu werden, können wir solchen bedrohlichen Entwicklungen etwas entgegen setzen. So kann Integration gelingen.
Die Welt ist in Bewegung. Wir können nicht entscheiden wer und wie viele kommen. Aber wir können entscheiden, wie wir mit den Menschen umgehen.
Der Jugendgemeinderat zeigt uns wie selbstverständlich Jugendliche mit und ohne Migrationsgeschichte integrativer Teil unserer Stadtgesellschaft geworden sind. Von diesem sicheren Umgang der jungen Menschen miteinander können wir viel lernen.
Wir Grüne stimmen der Vorlage zu.
- Florian Sorg, Fraktionsvorsitzender, Bündnis 90/Die Grünen, Gemeinderat am 26. Juli 2023,
Ö1 - Weitere Maßnahmen Anschlussunterbringung
- Standorte und Anmietung für Wohnmodule der Anschlussunterbringung
- Standorte zur Belegung für Wohnmodule durch den Landkreis