video_label

Klimaneutralität 2035, Rede Florian Sorg, Gemeinderat 15 Dezember 2022

Vielen Dank, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

meine Damen und Herren,

 

zu Beginn möchte ich heute die sprechen lassen, die bereits die Klimaneutralität 2035 beschlossen haben. 

 

Zitat 1

Wir freuen uns heute auf einen großen und einstimmigen Beschluss….“ so Stadtrat Kotz für die Stuttgarter CDU-Gemeinderatsfraktion. 

 

Zitat 2

Unter den Folgen der Wetterextreme leiden vor allem die ärmeren Bevölkerungsschichten.“ sagte Dr. Jantzer von der SPD. 

 

Zitat 3

Wir beschließen heute ein Klimaneutralitätsziel, wie es uns die Wissenschaft schon seit Jahren einbläut, dass 2035 ein Minimalkonsens sein muss“- so Herr Rockenbauch von Die FrAktion. 

 

Das vierte Zitat stammt von Herrn Zaiß für die Freien Wähler: 

Trotz der großen Herausforderungen können wir uns das Klimaneutralitätsziel 2035 vornehmen und es heute beschließen.“  

 

Diese genannten Fraktionen haben mit den Grünen und weiteren in großer Einmütigkeit das Klimaneutralitätsziel 2035 beschlossen. Das war am 27. Juli des Jahres im Stuttgarter Gemeinderat. Einzig abseits stand die AfD, die die Klimaerhitzung leugnet. Wir im Ludwigsburger Gemeinderat haben am selben Abend gemeinsam die Ludwigsburger Stadtbahn auf den Weg gebracht.

Bei der Stadtbahn hat sich unsere CDU bewegt, wie kürzlich auch beim Arsenalplatz. Mit den Freien Wählern und Linken haben wir Grüne bereits 2021 ein ambitioniertes KlimaBonus-Förderprogramm beantragt. 

Wir können auch heute gemeinsam die Zielmarke Klimaneutralität 2035 auf den Weg bringen. Wie Bietigheim-Bissingen vor wenigen Tagen, Göppingen entscheidet auch heute Abend. 

 

Was passiert denn gravierendes, wenn wir als Ludwigsburger Gemeinderat heute mit großer Mehrheit die Klimaneutralität beschließen und entsprechende Maßnahmen umsetzen?

 

Wir erzeugen unseren eigenen Strom und unsere eigene Wärme. Wir sind unabhängig von Despoten, die uns bisher mit vermeintlich billiger Energie geködert haben. Wir teilen Autos und Alltagsgegenstände und leben mehr Gemeinwohl statt Egoismus. Wir schaffen krisenfeste Arbeitsplätze durch erneuerbare Energien im Handwerk und in der Industrie. Wir haben mehr Geld auf dem Konto, da wir durch Dämmung Geld und Energie einsparen. Wir haben saubere Luft zum Atmen und ernähren uns gesünder. Die Menschen fühlen sich in ihren Stadtteilen und in der Innenstadt wohl - dank einer hohen Lebensqualität. 

 

Was sagt uns die Wissenschaft, was bereits passiert und was noch passieren wird, wenn wir nicht auf allen politischen Ebenen gravierend die Klimaerhitzung angehen?

Der IPCC trägt die globale wissenschaftliche Erkenntnis in seinen Sachstandsberichten zusammen. 

Ich lasse nun die Wissenschaft sprechen und zitiere aus dem sechsten Sachstandsbericht:

 

„Es ist eindeutig, dass der Einfluss des Menschen die Atmosphäre (…) erwärmt hat.“ 

„Abrupte Reaktionen und Kipppunkte des Klimasystems, wie (…) eine starke Zunahme beim Abschmelzen des Antarktischen Eisschilds oder Waldsterben, können nicht ausgeschlossen werden “

„Ohne eine Verstärkung der politischen Maßnahmen (…) wird ein Anstieg der Treibhausgasemissionen (…) projiziert, was zu einer globalen Erwärmung von 3,2 °C bis zum Jahr 2100 führt.“ 

 

Ende der Zitate

 

Zusammengefasst:

  • Die Welt wird wärmer
  • Das ist menschengemacht
  • Die Wissenschaft ist sich sicher und die Simulationen sind erschreckend treffsicher
  • Eisflächen schmilzen, das Wetter wird zerstörerischer
  • Es leiden Menschen, Tiere und Pflanzen
  • Wir können etwas dagegen tun

 

Und das wollen wir heute Abend tun. Wir wollen unseren bescheidenen Beitrag leisten für eine Welt unter 1,5-Grad-Erhitzung. 

 

Der Klimawandel findet nicht nur in Pakistan statt, wo es Überschwemmungen gibt oder in Ostafrika wo die Ernten ausfallen. Sondern die Überschwemmungen gibt es auch im Ahrtal; und auch in Ludwigsburg sehen wir, dass es die Gullydeckel hoch drückt und die Keller voll laufen. Hier kämpfen auch die Landwirte und Försterinnen mit Trockenheit; und mit dem Gießen kamen wir diesen Sommer alle nicht mehr hinterher. Und vor allem ältere Menschen sind durch diese extreme Sommerhitze sehr gefährdet. 

 

Wir werden in Ludwigsburg allein nicht das Weltklima retten -  auch das ist klar. Aber jeder Schritt auf dem Weg zählt und wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. 

Ludwigsburg ist Vorreiterkommune in der nachhaltigen Entwicklung und dem Klimaschutz. Damit das so bleibt, stimmen wir heute Abend zu.

 

Ludwigsburg steht gut vorbereitet in den Startlöchern. Wir bedanken uns bei allen in der Stadtverwaltung, die sich mit hohem Engagement für den kommunalen Klimaschutz einsetzen. Noch sind wir auf Spur, doch wir dürfen den Anschluss nicht verpassen. Mit der Vorlage haben wir sowohl ein Ziel, als auch einen Plan, wie wir das Ziel erreichen können. Die Maßnahmen sind herausfordernd, keine Frage, aber fundiert. 

 

Wir stimmen natürlich heute auch zu, um uns die Chance auf Landesförderung nicht nehmen zu lassen. Die Chance auf 2 Millionen Euro zusätzlich; die kann unser Haushalt echt gut gebrauchen. Viele sagen: Klimaschutz ja, aber woher das Geld nehmen? Heute stehen 2 Millionen Euro für den Klimaschutz im Raum. Wie kann man da heute Nein sagen, wenn man Klimaschutz wirklich will?

 

Heute ist daher schon so etwas wie eine Stunde der Wahrheit - ganz ohne Schmuddelecken. Heute hat jeder und jede einzelne es in der Hand, ob Ludwigsburg für einen ambitionierten Klimaschutz steht oder nicht. 

 

Fast 80 Prozent der Menschen in Ludwigsburg halten Klimaschutz für wichtig. Diese Zahl wurde uns in einer repräsentativen Studie unserer Evangelischen Hochschule hier im Gemeinderat vorgestellt. Mehr noch ist bei der Beteiligung zum Strategieentwicklungskonzept herausgekommen. Hier fordern knapp zwei Drittel eine mutigere Zielformulierung im Hinblick auf Klimaneutralität.

Worauf warten wir dann noch?

 

Wir können uns keine Politik leisten, die an den Sorgen und Nöten der Bevölkerung vorbei geht. 

Wir Stadträtinnen und Stadträte werden das ganze Jahr über angeschrieben mit der Bitte uns für ambitionierten Klimaschutz einzusetzen. Viele Bürgerinnen und Bürger sind auch deswegen trotz Kälte heute hier. 

 

Mit dieser enkeltauglichen Vorlage werden wir im Gemeinderat unserer Verantwortung gerecht. 

Diesem Beschluss zur Klimaneutralität 2035, den alle Generationen, jung und alt, nah und fern, betrifft, stimmen wir GRÜNEN aus voller Überzeugung zu. 

 

Packen wir’s an - für unsere Zukunft. 

 

Vielen Dank

expand_less