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Ansprache von Michael Vierling zur Einsetzung von Herrn Oberbürgermeister Dr. Knecht am 12. September 2019

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Knecht, sehr geehrte Frau Krauß, lieber Jakob

Sehr geehrter Herrr Erster Bürgermeister Seigfried,

Sehr geehrte Damen und Herren, die Sie bereits vom Herrn Seigfried begrüßt wurden,

 

Seit Anfang September eine neue Ludwigsburger Epoche.

 

Herr Prof. Dr. Matthias Knecht,
im Namen des Gemeinderats gratuliere ich Ihnen noch einmal zu Ihrer Wahl zum Oberbürgermeister der Stadt Ludwigsburg


und wünsche Ihnen gutes und freudiges Gelingen bei Ihrer Gestaltungsarbeit für unsere Stadt.

 

Unserem Alt-Oberbürgermeister Werner Spec spreche ich noch einmal Respekt und Anerkennung für die letzten 16 Jahre aus.

 

Meine Damen und Herren,

der Oberbürgermeister ist der Vorsitzende des Gemeinderats.
Aber er geht nicht aus der Gemeinderatswahl hervor, sondern aus einer davon unabhängigen Oberbürgermeisterwahl.


Daraus erwachsen Chancen und Risiken für eine gedeihliche, für eine produktive Zusammenarbeit.

Im Fall Ludwigsburg und Matthias Knecht überwiegen ganz klar die Chancen.


Wann und wo hat es sonst schon so eine ganz große Koalition der unterstützenden politischen Kräfte gegeben wie für Sie bei dieser Oberbürgermeisterwahl, Herrn Knecht?
Sogar diejenigen, die Sie nicht offiziell unterstützt hatten, sahen am Wahlabend nicht unglücklich aus.

 

Und noch einmal im Namen des Gemeinderats: Das ist die politische Gelegenheit, die wir uns nicht entgehen lassen dürfen, Herr Oberbürgermeister:
Offene Gespräche, engagierte Verhandlungen  mit der Perspektive von Konsens oder immerhin deutlichen Mehrheiten bei Entscheidungen im Gemeinderat.


Sollte es zwei politische Lager geben, so sind die seit der Gemeinderatswahl in etwa gleich groß.


Hier kann ein zuhörender, abwägender, vermittelnder und gleichwohl entscheidungsfreudiger Oberbürgermeister alte Blockaden auflösen und neue Gestaltungskoalitionen schaffen.
Das trauen wir Ihnen, Herr Knecht, zu.

 

Zutrauen erwächst auch daraus, dass Sie in Ihrem bisherigen Berufsleben engagiert und erfolgreich waren:

Als Wissenschaftler sind Sie alles andere als ein unbeschriebenes Blatt.

 

In Ihrer Kommentierung der Präambel der Charta der Grundrechte der Europäischen Union schreiben Sie:

„Die Klarstellung (in der Präambel), dass Grundrechte immer auch Grundpflichten mit sich bringen, ist begrüßenswert.“

 

In dieser Aussage erkenne ich auch ein Element einer vorbildlichen Selbst-Charakterisierung, Herr Knecht:

Nach dem Motto „Frag nicht nur, was Deine Stadt für Dich tut, sondern auch, was Du für Deine Stadt tun kannst.“

 

Meine Damen und Herren, Herr Alt-Oberbürgermeister Otfried Ulshöfer hat kürzlich im Zeitungsgespräch resümiert, nach 16 Jahren im Amt habe er an sich festgestellt, dass er intoleranter geworden sei. Wie bemerkenswert.


Denn das bedeutet andererseits: Der Vorteil des Amtsbeginns ist die Toleranz, die Neugier, das unersättliche Interesse an den Menschen und ihren Lebenswegen. Und die Freude am Kompromiss.

Das strahlen Sie aus, Herr Knecht, und das könnte es sein: das Geheimnis Ihres Erfolges.

 

Herr Oberbürgermeister Knecht, Ihr hervorragendes Wahlergebnis zeigt: Nicht nur die politischen Kräfte, sondern gerade auch die Bürgerinnen und Bürger der Stadt setzen ihre Hoffnungen und Erwartungen in Sie.

Die Aufgabe ist groß, aber auch Ihre selbstbewusste Zuversicht ist groß und unser konstruktiver Wille ist groß.

 

Lassen Sie uns bei den großen Herausforderungen schnell Nägel mit Köpfen machen:
Kommunaler Klimaschutz duldet keinen Aufschub. Die Ungeduld der jungen Klimademonstranten muss uns Ansporn sein.


Holen wir uns über die breite Beteiligung des Ludwigsburger Klimabündnisses Sachverstand und Engagement in die Entscheidungsvorbereitung.
Werden wir in Kooperation mit unseren Umlandgemeinden zu Vorreitern bei Grünanpflanzung und Wiederaufforstung.

 

Und noch eine Literaturstelle von Ihnen darf ich bemühen, Herr Oberbürgermeister.

In Ihrer Kommentierung von Artikel 33 der EU-Grundrechte-Charta schreiben Sie:

„Der Familie als Ganzes und all ihren einzelnen Teilen soll es ermöglicht werden, Familien- und Berufsleben in Einklang zu bringen.“

 

Das möge auch ein prophetisches Wort für die Familie Knecht sein:

Feierabend, Freizeit, Urlaub, Erreichbarkeit für die Familienmitglieder mit ihren persönlichen Anliegen. Das darf nicht auf der Strecke bleiben, sondern das verlangt auskömmliche Zeitfenster und die Verteidigung des Privatlebens.

 

Meine Damen und Herren, manchmal diskutieren wir über originelle Fragen:

Soll Politik Spaß machen oder soll Politik Sinn machen?

An dem Herrn Knecht schätzen wir beides: Humor und Ernsthaftigkeit, Lebensfreude und Zielorientierung.

 

Ein kleiner Beleg für Herrn Knechts Humor und Lebensfreude?

Als ich Herrn Knecht vor sieben bis acht Monaten googelte, da fand ich, dass er an seiner Hochschule in Kempten bei einem Studierendenfest als DJ, als Disc Jockey, in Erscheinung getreten ist. Das hat mir wirklich imponiert.

 

Und lassen Sie´s auch mich mit einer Prise Humor versuchen: Da in der Landesregierung Kontinuität gewährleistet ist – Stichwort Kretschmann 21 bis 26 – haben wir Ludwigsburger uns für unsere Stadt den Wechsel zu wagen getraut.

 

Ja, es ist schon viel gewonnen, wenn man gerne zu Beratungen in die Sitzungen des Gemeinderats kommt, weil wertschätzende Sympathie die Geschäftsgrundlage ist.

 

Herr Oberbürgermeister, Sie sind nicht der Knecht des Gemeinderats, sondern Sie sind der erste Diener der Stadt. Dieser Dienst ist auf mindestens acht Jahre angelegt.

 

Und jedenfalls für die ersten fünf Jahre, die Dienstzeit dieses Gemeinderats, darf ich Ihnen heute zurufen:

Lassen Sie uns gemeinsam der Stadt gute Dienste leisten, nach bestem Wissen und Gewissen!

 

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Herr Dr. Knecht, ich darf Sie jetzt zu mir auf die Bühne bitten, um Sie zu vereidigen und zu verpflichten,

wie es § 42 Abs. 6 der Gemeindeordnung für Baden-Württemberg vorsieht.

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