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Rede zum Schulentwicklungsplan in der Gemeinderatssitzung vom 28.05.2008

Vor vier Jahren hat Frau Süßmuth auf dem Neujahrsempfang im Landratsamt in ihrem Vortrag zur Bildung ganz richtig prophezeit „die Demografie wird’s richten“, nämlich dass sich die Dreigliedrigkeit im Schulsystem von selbst erledigen wird. Die Dreigliedrigkeit hat sich noch nicht ganz erledigt, aber sie ist auf dem besten Weg dahin. Und ein weiteres Zitat kann ich Ihnen nicht ersparen, das von Kurt Laux, dem Präsidenten des CDU-Wirtschaftsrates stammt: „Die CDU muss endlich zur Kenntnis nehmen, dass die Hauptschule nicht zu retten ist.“ Mit letzter Kraft und Anstrengung wird sie bei uns gerettet mit Hilfe des Schulentwicklungsplans. Dazu muss man wissen, dass mehr als die Hälfte der HauptschülerInnen den mittleren Abschluss anstreben und aus diesem Grund schon wieder aufgeteilt und in der Gegend herum geschickt werden. Warum macht man es eigentlich Kindern aus Migrantenfamilien und bildungsfernen Schichten so schwer, an Bildung und Ausbildung zu partizipieren?? Alle anderen bekommen doch auch ihren Abschluss aus einem Guss. In vier Städten in Baden-Württemberg beschreitet man bereits neue Wege. In Tübingen, Biberach, Karlsruhe und Heidelberg wurden Anträge gestellt für einen Schulversuch zur Entwicklung und Erprobung einer Modellschule nach skandinavischem Vorbild. Die Kinder lernen von Klasse eins bis 10 gemeinsam und auch behinderte Kinder werden integriert. In unseren Schulen wird nun erst einmal für wirklich viel Geld sinnvoll saniert, erweitert und umgebaut, bevor sich die Landesregierung mutig an neue Konzeptionen heran wagt und somit an den Umbau der mittelalterlichen Schullandschaft. In erster Linie spielt also das Budget eine wichtige Rolle. Und die Investitionen sind überfällig. Pädagogisch gesehen ist es nicht zukunftsweisend, den schrumpfenden Hauptschulen die Weiterentwicklung, unabhängig davon, in welche Richtung es gehen wird, zu verbauen. Da sind wir für „Ludwigsburger Verhältnisse“ durchaus auf dem richtigen Weg. Trotzdem ist mehr Mut gefordert, um von unten her die Schullandschaft neu zu gestalten. Dadurch, dass die Hauptschulen zusammen gelegt werden und größere Einheiten bilden, schaffen wir die Voraussetzungen dafür, dass diese Standorte für zukünftige Sekundarschulen gut aufgestellt sind. Wenn wir heute zustimmen, dann würden wir doch noch weitere Anregungen mit einbringen wollen. Der Campus, der in Zukunft dem Sekundarbereich vorbehalten sein wird, muss auf alle Fälle die neue Hauptschule bestmöglich integrieren und das geht einher mit der Mit-Nutzung des Fachklassentrakts, der Mensa und des Außenbereichs. Durch die Gestaltung der Umgebung, und da sehen wir die Alleenstraße integriert, muss die räumliche Trennung aufgehoben werden. Die (neue, zusammen gelegte) Hauptschule befindet sich räumlich am Rand des Campus und darf da nicht bleiben – im doppelten Wortsinn. Die Zukunft wird zeigen, ob, wann und wie die Hauptschule in eine Sekundarschule umgewandelt wird. Selbstredend, dass der Hof der zukünftigen Grundschule am Schulbuckel entsprechend naturnah gestaltet werden muss. Kinder die zukünftig einen etwas weiteren Weg aus der Südstadt zurücklegen werden, müssen sicher zu Fuß oder mit dem Fahrrad in ihre Schule kommen. D.h., dass die Schulgasse unbedingt autofrei werden muss. Wir erinnern außerdem an die Vorschläge des Verkehrsplaners Hupfer für den Innenstadtbereich und daran, dass Autofahrer, künftig Einschränkungen hinnehmen müssen zugunsten von mehr Bewegungsfreiheit und Sicherheit für Kinder und Jugendliche und zur Beruhigung ihrer Eltern. Zu den Schulbezirken ist anzumerken, dass sie getrost aufgelöst werden können, bzw. nach kanadischem Vorbild bestehen sie lediglich für die Schulen, nicht mehr aber für die Schul-besucherinnen und –besucher. Unsere Schulen sind oder werden noch hervorragend und bestechen durch ihr eigenes Profil und die konsequente individuelle Förderung aller Kinder. Und zu guter Letzt noch die Bitte, dass, wenn es jemand schaffen sollte, sich um neue und menschenwürdigere Formen in der Ausbildung unserer Kinder zu bemühen, sie länger zusammen lernen zu lassen, der Separierung, Segregation und der Ghettoisierung ein Ende zu bereiten, dass eben diese Ideen unterstützt und unbedingt befördert werden sollten. Vielleicht geht ja diese Initiative gerade von Ihnen aus, Herr Seigfried? Zutrauen würden wir es Ihnen auf alle Fälle … Wir stimmen dem Schulentwicklungsplan zu.

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